Es geht nicht ewig nur gegen die Araber

Israel in einer gefährlichen Umklammerung

 

Von Heinz Gstrein

Arabisch-Palästina, aber auch Israel sind erneut Schauplatz einer Auseinandersetzung, wie es sie so heftig seit dem Gazakrieg vom Sommer 2014 nicht mehr gegeben hat. Vor Ende des Fastenmonats Ramadan erwies sich das Fest „Nacht des Schicksals“ (Lailat al-Kadr) als schicksalhaft für dieses Wiederaufflammen des israelisch-arabischen Konfliktes: Die Delogierung von Palästinenserfamilien in Ost-Jerusalem war der Funke, der dort blutige Unruhen und bald einen Raketenhagel aus dem Gaza-Streifen auf israelische Küstenstädte auslöste.

Israel zeigt sich dem doppelten Angriff militärisch gewachsen. Allerdings gelingt es diesmal mehr Hamas-Raketen als früher den Abwehrschirm Kipat Barzel (Eisenhaube) zu durchschlagen. Die Opfer sind noch wenige, doch wächst der psychische Druck auf die israelischen Zivilisten. Militärische Beobachter befürchten, dass in Gazas Raketenschmieden iranische Experten am Werk sind, die Israels Abwehrpotenz austesten wollen.

Hamas und Islamischer Dschihad sind aber heute auch im Westjordanland stärker präsent denn je. Es ist Ismail Hanieh aus Gaza, der die Gewalt um die Moscheen auf dem Tempelberg mit ihren schon bald 1000 Verwundeten anheizt. Seine Hetze fällt auf fruchtbaren Boden: In Ost-Jerusalem kommt heute schon eine Viertelmillion jüdische Zuzügler auf 350 000 eingesessene Muslime und Christen. Genau das hat es so brisant gemacht, dass jetzt im Viertel Scheich Jarrah weitere Palästinenser hinausgedrängt wurden.

Nach dem Trump-Plan, der zusätzliche Gebiete im Westjordanland an Israel übergeben will, wird auch vom „Zauderer“ Biden dort keine Wende erhofft. Die Westbank-Araber setzen nur mehr auf Hamas statt die eigene Autonomieverwaltung. Darum hat ihr Chef Mahmud Abbas die Wahlen verschoben, die seine PLO nur verlieren konnte.

Auch die vielgepriesene Loyalität der arabischen Bürger Israels zeigt bedrohliche Risse. Das von ihnen mitbewohnte Lod bei Tel Aviv loderte am Mittwoch im Bürgerkrieg, Autos und sogar eine Synagoge wurden Opfer arabischer Volkswut. Dabei zeigt sich immer mehr, dass keine israelische Regierung ohne die gemäßigtere Listenverbindung Kaima Muschtarka auskommen kann.

Das in einer Stunde, da sich die Araberstaaten rundum zu einem türkisch orchestrierten Block gegen Israel zusammenschließen. Ankara söhnt sich nach längerer Feindschaft mit Ägypten und Saudi-Arabien aus. Die Stoßrichtung weist nach Jerusalem, für das Recep Tayyip Erdogan auch Vladimir Putin für eine gemeinsame Schutztruppe zu begeistern sucht.

 

Photo Credit: AMMAR AWAD/REUTERS