Juli-Synod im Phanar: Metropolitenwechsel und Koadjutorenfrage

 

Von Heinz Gstrein

Istanbul. Mit Weihe des neuen Metropoliten von Frankreich, Dimitrios Ploumis, am 25. Juli in der Konstantinopler Patriarchenkathedrale Hagios Georgios ist das seit Februar währende Tauziehen um die Neubesetzung eines der wichtigsten Diasporasprengel des Ökumenischen Patriarchats zu Ende gegangen. Metropolit Dimitrios stammt aus Saloniki, wo er auch Theologie studiert hat, und wirkte bisher als Pfarrer an der griechischen Kirche Maria Entschlafen in Marseille, die schon 1834 als eine der ersten in Westeuropa gebaut worden war. Seine Beliebtheit als Seelsorger zeigte sich auch an der großen Zahl von Teilnehmern aus Frankreich, die zur Weihe nach Istanbul gekommen waren. Unter ihnen gerade Vertreter jener russischen Exilgemeinden, die Konstantinopel die Treue gehalten haben, als sich ihr Großteil dem Moskauer Patriarchat unter Ploumis Vorgänger Emmanuel Adamakis zuwandte.

Dessen Wunschkandidat für die Nachfolge, sein Generalvikar und Vertrauter Bischof Maximos Paphilis von Melitene, ist von demselben Patriarchalsynod, der am 20. Juli Dimitrios Ploumis zum neuen Metropoliten für Paris wählte, in die großbritannische Erzdiözese versetzt worden. Der Heilige Synod verwahrte sich auf seiner Julisitzung auch gegen den Beschluss der Orthodoxen Kirche von Griechenland, wegen hohem Alter oder Krankheit amtsunfähig gewordenen, aber nicht rücktrittswilligen Metropoliten einen amtsführenden „Exarchen“ zur Seite zu stellen. Eine solche Bestellung von „Koadjutoren“ war sonst in der Orthodoxie nicht üblich. Der Phanar sieht in der Athener Entscheidung einen Eingriff in seine Mitzuständigkeit für viele nordgriechische und Inseldiözesen.

Anlass für den Beschluss der Kirche von Griechenland stellt der Fall des schon länger hospitalisierten Metropoliten Klimis Kotsomytis vom Athener Vorort Peristeri dar. Die Weigerung hochbetagter und chronisch kranker orthodoxer Bischöfe, in den Ruhestand zu treten, hängt meist mit dem Wunsch ihrer Verwandten zusammen, sich weiter die nicht unbeträchtlichen metropolitanen Nebeneinkünfte zu sichern. Wie erst jetzt aus der Website „Phos Phanariou“ bekannt wurde, hat z.B. der 2019 verstorbene griechisch-orthodoxe Erzbischof von Australien, Stylianos Harkianakis, seinem Neffen und anderen Erben 2,227.043 australische Dollar hinterlassen, was rund 1,5 Millionen Euro entspricht.